Recyclingmaterial PET-R von TideOcean
Wir durften als erstes das neue Recycling Material PET-R von TideOcean testen.
Zum drucken von Recyclingmaterial PET-R von TideOcean kamen wir, indem wir für TideOcean Produkte und Prototypen herstellen durften. Schon zu Beginn sagte man uns, dass man gerade dabei sei, mit der Schweizer Firma Creamelt ein Recycling Filament herzustellen. Dies klang für uns natürlich spannend, da aber Filamenten aus recyceltem Material immer schlechte Druckeigenschaften vorausgesagt werden, waren wir entsprechend skeptisch. Wir hatten schon einmal von einem anderen Hersteller ein recyceltes PETG Filament getestet, wo diese Vorurteile auch zutrafen. Beim getesteten Filament haben damals schon grundlegende Faktoren nicht gepasst. Der Durchmesser des Filaments hatte sehr starke Abweichungen, zwischen 1.3mm und 1.9mm. Man konnte keine grösseren Bauteile drucken, da es immer wieder zu Verstopfungen in der Materialzufuhr kam oder es nicht richtig zugeführt werden konnte. So konnte man auch kein Urteil über das Material fällen. Ausser eben, dass es wirklich schlecht zu drucken war und so ein testen und beurteilen auch nicht wirklich möglich war.
Diese Vorurteile müssen nicht auf jeden Hersteller zutreffen, ist doch die Idee von recyceltem Material sinnvoll und dringend notwendig. Ein paar Wochen später rief uns Ivan Camponovo von Tide Ocean Material an und teilte uns mit, dass er uns in nächster Zeit einmal eine Rolle des neuen Filaments PET-R vorbeibringen würde. Noch in derselben Woche war es soweit, dass er uns das angekündigte Material vorbei brachte.
Also ran an den Test
Da PETG-Filamente dafür bekannt sind, stark Feuchtigkeit zu ziehen. Haben wir als erstes die Verpackung begutachtet. Ich denke viele von Euch kennen es, dass Filamente oftmals schlecht einvakuumiert / eingeschweisst ankommen oder beim Transport beschädigt wurden und so anfälliger für Feuchtigkeitsaufnahme sind. In diesem Fall war das Filament gut geschützt und wies keine Schäden auf.
Als nächsten Schritt haben wir den Filament Durchmesser auf den ersten 10m kontrolliert und konnten eine maximale Abweichungen von +/- 0.02mm feststellen, was sehr gut ist.
Also ab in den Drucker mit dem Filament. In unserem Fall wählten wir den Raise3D Pro2, da dieser einen geschlossenen Bauraum hat und wir bereits andere PETG Filamente aus normaler Herstellung mit sehr guten Resultaten gedruckt haben.
Zu Beginn druckten wir einen kleinen Kalibrierwürfel, um uns an die Einstellungen heran zu tasten. Dafür legten wir, wie bei allen Filamenten ein neues Profil im Ideamaker (Slicing Software von Raise3D) an und nahmen zu Beginn die Standarteinstellungen von einem normalen PETG Filament. Lediglich die Drucktemperatur haben wir auf 265°C nach oben korrigiert. Die meisten Filamente im PETG-Bereich liegen bei ca. 245°C. Die Herstellervorgaben sind 260-270°C.
Wir druckten den Würfel mit dem Recyclingmaterial PET-R und erzielten ein gutes masshaltiges Ergebnis. Danach druckten wir weitere Teile, wie zum Beispiel einen Schutzmaskenhalter mit #tide-Logo für Atemmasken, um die Ohren vor dem wund werden zu schützen und ein Handyhalter als nützliches Gadget für den Bürotisch. Wir konstruierten mit Blender und Autodesk Fusion 360 ein Modell wo eine Flasche zusehen ist, die auf Wellen umher treibt, versehen mit einem Schriftzug #tideoceanmaterial um alles einmal zu versinnbildlichen wo das Material eigentlich hergekommen ist. Das Ziel hinter Tide Ocean Material ist es, Plastikabfall aus dem Ozean nachhaltig wiederzuverwerten.
Bei einer späteren Verwendung haben wir festgestellt, dass es sich plötzlich schlecht drucken liess. Uns kam es so vor, als würde es stärker als normales PETG dazu neigen Feuchtigkeit zuziehen. Mit einem Filament Trockner haben wir dem entgegengewirkt. Die Resultate waren danach wieder zufriedenstellend.
Zum Ergebnis
Das drucken von Recyclingmaterial PET-R von TideOcean war ein Erfolg. Im Grossen und Ganzen ein wirklich gutes Filament, was einem Standard PETG-Filament wirklich das Wasser reichen kann. Obwohl das Wasser bei keinen von beiden gut ankommt 😉
Das einzige was jetzt ein wenig unvorteilhaft war, ist lediglich die Farbe transparent. Dies ist bei Modellen mit vielen Details eher schlecht, da man diese schwer bis gar nicht erkennt. Dies ist aber natürlich nur eine Sache der Optik und spielt bei anderen Bauteilen meist keine Rolle.
Wir bedanken uns rechtherzlich bei der Firma Tide Ocean SA und Ivan Camponovo für das entgegengebrachte Vertrauen und das Filament.